März 2012:
Inzwischen ist Adek fast vier Wochen bei uns und wir wollen einen kurzen Rückblick auf diese Zeit geben:
In den ersten Tagen war Adek schreckhaft und ängstlich, was zum Teil wohl auf seine Taubheit zurück geht. Wann immer etwas unerwartet in seinem Gesichtsfeld auftauchte, zuckte er zusammen und hatte Angst. Es fiel ihm auch schwer sich zu entspannen und einzuschlafen. Wenn wir ihn wecken wollten, erschrak er; das erste Mal sprang er sogar panisch auf und rannte aus dem Zimmer.
Dazu kam seine überdeutliche Verlustangst: wenn wir in zwei unterschiedlichen Zimmern saßen, rannte Adek ständig hin und her, um zu sehen ob wir beide noch da sind.
Heute kennt Adek die Wohnung und seine regelmäßigen Spazierwege und ist wie ausgewechselt. Er hat Vertrauen zu uns gefasst und fängt nun langsam sogar an, seine Grenzen und unsere Geduld mit ihm auszutesten. So erwischen wir ihn schonmal, wie er heimlich ins Bett klettert, Socken klaut oder den Papiermüll durchforstet. (Und uns beim ertappt werden schuldbewust angrinst.) Verlustangst spüren wir bei ihm nicht mehr, außer seinen Überschwänglichen Begrüßungen, wenn ich zum Beispiel aus der Schule zurück komme. Adek hat sich als totaler Charmeur entpuppt, der immer unsere Nähe sucht und unendlich gerne kuschelt. Am liebsten hat er es wenn alle zusammen, mit ihm in der Mitte, auf dem Sofa sitzen und ihn beschmusen.
Adeks Taubheit hat sich als relativ unproblematisch erwiesen. Er gibt sich sehr viel Mühe, die Handzeichen zu verstehen, die wir uns im vornherein überlegt hatten. Das klappt noch nicht perfekt aber immer besser und schneller als erwartet. Probleme gibt es nur mit manchen Hunden, wenn die Kommunikation zwischen ihnen und Adek nicht richtig funktioniert: Adek versteht manches falsch, da er nur die Mimik und Körperhaltung deuten kann, was gelegentlich zu Missverständnissen führt. Solche Situationen können aber schnell entschärft werden, weil wir Adek immer an der Leine führen. Nach unseren ersten Erfahrungen ist die Taubheit einen Hundes kein Hinderungsgrund, ihn aufzunehmen.
Für uns war es in den letzten Wochen sehr schön, zu sehen, wie Adek sich immer weiter entwickelt und zunehmend selbstsicherer die Welt für sich erobert. Seit einigen Tagen hat er seine große Liebe zum Wasser entdeckt und wer immer ihm beim ausgelassenen Toben im Wasser zusieht, läuft mit einem breiten Lächeln an uns vorbei. Man kann sich nicht vorstellen warum so ein toller Hund in ein Tierheim abgeschoben wurde.
Wir möchten uns an dieser Stelle bei Allen von Sans Frontières und SPA Colmar bedanken, besonders bei Andrea Poncelét, die uns bei unseren Besuchen in Colmar begleitet und uns viele wertvolle Tipps gegeben hat.
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