Januar 2016
Grüße von Djaba !!!
Hallo alle zusammen, ich wollte mich mal wieder melden und erzählen wie es mir so in den letzten Monaten ergangen ist bei meiner neuen Familie.
Ich fühle mich hier sau wohl und hab meine Menschen sehr lieb gewonnen.
Als ich bei meinen Menschen eingezogen bin, kam ich mit einem eigentlich ganz ordentlichen Grundpaket an.
Trotz dass ich über ein Jahr im Tierheim war bin ich stubenrein, ich kannte das Kommando „Assis“ für Sitz und ich höre auch auf meinen Namen.
Ich klaue kein Essen vom Tisch oder bettle und wenn man mir eine Decke hinlegt weiß ich genau wo mein Platz ist.
Auch kann ich sehr gut alleine bleiben ohne lautstark zu rebellieren oder etwas kaputt zu machen.
Ich hatte mir aber in den 3 Jahren meines Lebens auch viele Verhaltensweisen angeeignet, die sich in der Menschenwelt nicht so gut machen. Zum Beispiel musste ich feststellen, dass anspringen bei der Begrüßung bei 30 kg Kampfgewicht nicht gut ankommt.
Dass ausgelassenes Spielen zwar gewollt ist aber nur mit Rücksicht. Ich renne zwar niemals jemand um aber am Hosenbein ziehen und den Schuh festhalten darf man auch nicht.
Auch muss man fragen, ob die Menschen spielen wollen und kann nicht einfach loslegen. Ziehen an der Leine, andere Hunde angehen und alles jagen was sich bewegt wird auch nicht gern gesehen.
Puh das sind so viele Regeln. Und dann ist da noch die Nähe zu den fremden Menschen. Ihr müsst wissen, dass ich generell sehr argwöhnisch mit Menschen bin.
Ich glaube einfach nicht, dass man den Zweibeinern so einfach trauen kann.
Knuddeln und ausgiebig kuscheln habe ich nicht gekannt und ich war mir anfangs nicht sicher, ob dies etwas Gutes sein kann.
Meine Menschen habe ich schon über Wochen gekannt bevor sie mich in mein neues Zuhause geholt haben und ich habe ihnen schon mehr vertraut aber dennoch gab es Situationen bei denen ich dachte jetzt passiert mir was schlimmes und ich kann es mir nicht gefallen lassen.
Ich habe wohl in meinem früheren Leben die Erfahrung gemacht, dass mein volles Repertoire an Drohgebärden keine Wirkung zeigte bzw. man dafür auch bestraft werden kann; ich konnte mich aber stets auf eines verlassen - meine Zähne - das hat immer geholfen!
Für mich ist Angriff immer der beste Weg der Verteidigung. Wenn du schneller bist als der andere, dann kann dir nichts passieren.
Ich bin aber eigentlich gar kein böser Bub!!! Ich wusste es einfach nicht besser. Ich musste erst lernen, dass mich niemand bestraft wenn ich zeige, dass mir etwas nicht gefällt. Dass Knurren, Zähne zeigen und Bellen gute Mittel sind um zu kommunizieren und dies auch gesehen wird musste ich auch erst lernen.
Natürlich habe ich auch gelernt, dass ich nicht immer bestimmen kann was mir jetzt gerade passt und was nicht. Ebenfalls dass dies aber für gewöhnlich nicht zu meinem Nachteil ist wenn ich mich darauf einlasse.
Schnell habe ich akzeptiert, dass wir in dieser Familie alle lieb miteinander umgehen. Habe gemerkt dass ich nicht körperlich bestraft werde und auch von mir verlangt wird mich alternativ zu verhalten und ich darin bestärkt werde.
Ich habe ein tiefes Vertrauen zu meinen Menschen entwickelt. Sie haben mir viel Neues gezeigt und beigebracht und mir auch viele Macken wieder abtrainiert.
Ich tue fast alles um Herrchen und Frauchen zu gefallen! Ich bin der Meinung, dass ich eigentlich keine anderen Menschen in meinem Leben brauche. Wir sind doch glücklich und vertragen uns gut.
Leider musste ich feststellen, dass dies nicht möglich ist. Das macht mir sehr zu schaffen.
Wie soll ich mit fremden Menschen umgehen, wie soll ich denn wissen, dass diese Fremden uns nicht angreifen und fressen werden?!
Ich muss doch auf Nummer sicher gehen, dass meinen Menschen nichts passiert! Ich kann und darf sie nicht verlieren. Meine Menschen sagen mir ich soll ihnen vertrauen, sie stellen mir die Fremden vor und dann werde ich es sehen… Wir haben trainiert, dass ich so einen Plastikkorb um die Schnauze tragen kann – ich denke zwar ich brauche den nicht aber meine Menschen sind glücklich wenn ich ihn lieb trage. Also wenn das alles ist um sie glücklich zu machen – mach ich es. Und ich muss das Ding ja nicht ständig tragen. Nun treffe ich immer wieder fremde Menschen und bis jetzt hat uns noch keiner versucht zu fressen. Ich bin allerdings noch skeptisch ob das immer so ist.
Auch fahren wir immer wieder in die Hundeschule. Ich liebe es Autozufahren und wenn wir da ankommen ist es auch toll. Da gibt es einen großen Spielplatz und wir toben. Die Hängebrücke ist mir zwar nicht geheuer aber hey, wenn meine Menschen da drüber laufen dann mach ich das auch. Nur hat es da auch immer fremde Leute. Vor allem der Trainer lässt einfach nicht locker. Ich kann einsetzen was ich will der lässt sich einfach nicht verjagen. Da muss ich immer genau aufpassen, dass da nix mit meinen Menschen passiert…
Neulich wollten die doch glatt das Trainingsgelände ohne mich verlassen! Da hab ich aber gleich mal den ganz großen Otto los gemacht! Das hättet ihr mal sehen sollen. Totale Panik sagen sie. Wer hat denn hier Panik? Ich nicht! Aber die gehen definitiv nicht ohne mich!!!
Manchmal wenn wir so gemütlich zusammen sitzen und ich gekrault werde, wenn alles gut ist und wir fühlen uns sehr wohl denn die Welt ist perfekt, dann gucken meine Menschen mich mit warmen, ruhigen Augen an und sagen sie verfluchen manchmal den Tag an dem ich in mein erstes Zuhause gekommen bin.
Denn eigentlich,…
- bin ich selbstbewusst und habe daher keine Angst vor neuen Dingen, bin nur manchmal vorsichtig.
- mache ich jeden Mist mit, Hauptsache es macht meinen Menschen Freude.
- spiele ich so gern zusammen mit meinen Menschen auch wenn ich es nie richtig gelernt habe und daher manchmal zu impulsiv bin.
- bin ich immer bereit, ein Blick genügt und ich bin da.
- liebe ich Futter, ich lasse mich sofort motivieren, wenn ich nur ein Leckerli dafür bekommen kann und wenn es noch so klein ist.
- bin ich ein bisschen tollpatschig und stehe Herrchen und Frauchen manchmal auf die Füße oder schaff es fast nicht ums Eck, weil ich schnell da sein will und kann dann nicht bremsen.
- kann ich einen zuckersüßen Blick aufsetzten und wenn ich etwas nicht verstehe oder falsch gemacht hab lecke ich schnell die Hand um alles wieder gut zu machen.
- will ich so sehr gefallen und versuche immer zu verstehen was verlangt wird, dass ich wenn es nicht gelingt schon mal einen Frustseufzer ablassen muss.
- bin ich sehr aufmerksam und weiß immer wo meine Menschen sind.
- bin ich wachsam und zeige an wenn Jemand kommt.
- bin ich ein Beschützer und würde meine Menschen mit allem was ich bieten kann verteidigen.
- bin ich lernwillig und neugierig. Neue Kommandos lerne ich sehr schnell.
- bin ich sehr schnell und wendig und liebe es hinter einem Ball herzujagen und ihn zurück zu bringen.
- habe ich Kraft in Körper und Gebiss.
- akzeptiere ich andere Lebewesen, sofern sie meinen Menschen gehören.
- bringe ich meine Lieben zum Lachen und habe immer gute Laune.
- bin ich sensibel und will einfach nur geliebt werden.
Ich trage alle Eigenschaften in meinem Herzen und hätte von Anfang an ein „perfekter“ Hund werden können!
Aber es ist leider nicht so. Nun muss ich eben viele Dinge, die für andere Hunde normal sind erst lernen wie z.B. das Vertrauen in fremde Menschen und vor allem, dass Angriff nicht der beste Weg ist um mit für mich unangenehmen Situationen umzugehen.
Frauchen lacht immer und sagt ich bin eben ein Baustellenhund – der Rohbau steht aber bis die Fassade gestrichen werden kann, braucht es noch einiges an Zeit. Ich habe mein Zuhause gefunden! Hier werde ich nun gelenkt und geführt und wir arbeiten an meinen Defiziten. Ich muss noch einiges lernen, damit ich im Menschenalltag kompatibel mitlaufen kann aber ich habe schon viel aufgeholt und gebe mein Bestes!
Ich halte euch natürlich auf dem Laufenden. Viele liebe Grüße und ein gutes Neues Jahr!
Euer Djaba
p.s. natürlich auch viele liebe Grüße von meiner Familie (aber noch gehören sie mir *knurr*).
August 2015:
Hallo Michaela,
Djaba ist mittlerweile voll bei uns angekommen. Er macht sich wirklich gut. Er ist ein sehr angenehmer Hund. Er genießt sichtlich die Ruhe bei uns. Wir haben Kameras aufgestellt um immer mal wieder bei der Arbeit nach ihm sehen zu können. Wenn wir aus dem Haus gehen, geht es nicht lange und er schläft und macht es sich hierbei richtig bequem :) Er hat in den 4 Wochen schon viele Fortschritte gemacht. Im Garten können wir ihn schon ohne Leine laufen lassen. Viele Dinge in der Hund -Mensch Interaktion waren ihm anfangs fremd. Bürsten, ausgiebig graulen oder streicheln, Belohnungen... Sobald er aber verstanden hat, dass nichts Schlimmes passiert wenn man z.B. gebürstet wird dann hat er die Ruhe weg. Alle Nachbarn beneiden uns mittlerweile weil der Hund ja so still hält wenn man ihn bürstet und das an allen Körperstellen :) Er ist unheimlich aufmerksam wenn man mit ihm Übungen macht und innerhalb kürzester Zeit hat er verstanden was gefordert ist. An der Leine läuft er jetzt richtig gut und mittlerweile hat er wieder eine Nase... ich muss in der Küche nur eine Verpackung mit Fleisch aufmachen (auch geräuschlos) und zack geht es nicht lange und die Schnuppernase kommt angelaufen. Einzig Fremde machen ihm zu schaffen. Er ist ein selbstbewusster Hund hat aber wenig Vertrauen zu Menschen. Solange Fremde genug Abstand haben ist er cool, sieht nicht mal zu ihnen hin. Wenn sie nahe kommen wird er steif und geht dann nach vorne zum Attackieren. Bei Fremden die er öfter sieht wie z.B. die Nachbarn hat sich dies schon entspannt. Auch können wir dieses Verhalten unterbrechen und ihn so aus der Situation nehmen, solange der Abstand ausreichend ist. Bei uns zeigt er viel alternativ Verhalten bevor er z.B. schnappen würde (gesehen als wir ihm einen Spot on verabreicht haben – oh den mag er gar nicht :)). Aber bei Fremden zeigt er keinerlei alternativ Verhalten – er stellt sich der Situation und geht nach vorne. Das werden wir in der Hundeschule nun trainieren. Sein verhalten ist ja schon super bei Menschen die er kennt, nun muss er es nur noch bei allen Menschen so machen. Wir denken er hat eventuell wenig gute Erfahrungen bei seinem Vorbesitzer gemacht. Manche französischen Kommandos haben wir durch deutsche ersetzt, damit wir diese positiv belegen können. Es gibt das ein oder andere Kommando, da zeigt er ein sehr gedemütigtes Verhalten und versteht die Welt nicht mehr wenn man es benutzt. Z.B A ta place. Mit der deutschen Variante hatte er dann direkt kein Problem mehr und hat es gern gemacht. Naja das wird alles werden mit der Zeit.
Man kann sagen er ist schon zu 80% ein perfekter Hund und den Rest packen wir auch noch :)
Liebe Grüße!
Anbei noch ein paar Bilder von Djaba:
Bei der Gartenarbeit
Schlafen im Esszimmer (er kann in allen Positionen schlafen ;-))
Schlafen im Wohnzimmer
Djaba beim Sprint
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Beim Apportieren
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