Bitte lesen Sie
|
|
Vor etwa 3 Jahren bekam ich einen Anruf von einer Arbeitskollegin,
deren Freundschaft mit dem Freund auseinander ging. Sie musste
ausziehen und fand nur eine Wohnung, wo keine Haustiere erlaubt
waren. Eine Nachbarin erklärte sich bereit, den 15jährigen
Kater Fridolin bei sich zu behalten, auch damit er in der Umgebung
bleiben konnte. Am Tag vor den Umzug sagte diese Nachbarin aber
ab und verzweifelt rief die Kollegin mich an und bat um Hilfe.
Da ich schon drei Katzen hatte, war ich nicht so begeistert,
konnte aber nicht Nein sagen. So kam also Fridolin zu uns. 15
Jahre alt, nicht gewohnt an andere Katzen, konnte alle Türen
selber aufmachen und schon am ersten Abend war er im Garten,
womit er uns einen gehörigen Schreck eingejagt hat, denn
eigentlich sollte er mindestens 14 Tage im Haus bleiben. Zudem
war er auch nicht sehr liebenswürdig mit seinen Reaktionen
auf Streicheln und es konnte gut sein, dass man einenBiss (nicht
tief) oder, wenn man Glück hatte, nur einen Schlag mit
der Pfote bekam. Doch nach und nach fanden wir den Draht zueinander
und er wurde zumindest anständig mit mir als Dosenöffner.
Beim Streicheln lernte ich mit der Zeit auch genau abzuschätzen,
wann ich aufhören musste. Es ging fast ein Jahr, bis er
sich einigermassen an die anderen Katzen gewöhnt hatte
(die hatten riesigen Respekt und behielten Abstand) und bis
zum Lebensende bekam er immer einen bösen Blick (Kopf),
wenn er einmal eine andere Katze des Weges kreuzen musste. Die
Beziehung zu mir und meine zu ihm wurde aber immer inniger und
wenn ich ihn auch nie gross knuddeln oder hochheben durfte,
flirtete er immer mit den Augen mit mir, und zwischendurch gab
er mir auch mal Köpfchen. Das grösste Geschenk aber
war, wenn er beim Fernsehschauen zwischendurch neben mir lag,
zwar mit Körperkontakt, aber kein Streicheln zuliess. Ich
glaube aber, dass er glücklich war, er brauchte nicht mehr.
Seine grosse Liebe aber war unsere Oma, 94jährig. Ständig
lag er bei ihr im Bett, oft auch auf dem Kopfkissen Kopf an
Kopf. Zweimal bekam Oma blutige Ohren und dies war immer dann,
wenn eine andere Katze in die Nähe kam! Leider liess er
seine Wut dann an Oma aus, danach wurde er für einige Zeit
wieder aus dem Pflegezimmer verbannt. Aber Oma hat ihm immer
wieder verziehen und das Verbot wurde immer wieder aufgehoben.
Er entwickelte sich am Schluss zu einem kleinen Tyrannen, was
das rein und raus gehen an der Gartenbalkontüre anging.
Ich bin bestimmt pro Abend 10-15mal aufgestanden, um Fridolin
rein oder rauszulassen in den Garten. Wenn ich ihn ignorieren
wollte, da er ja im Keller auch eine Katzentüre hatte,
fiel mir bestimmt Oma in den Rücken mit der Aussage: "Da
will die Katze herein, du musst aufmachen!" Sehr oft stand
sie auch selber auf und lief mit den Rollator an die Türe
und machte ihm auf. Sie können sich bestimmt vorstellen,
dass die Situation immer verrückter wurde, zumal Oma auch
schon etwas dement ist.
Vor ca. einem Jahr begann Fridolin fürchterlich dick zu
werden, vor allem am Bauch. Die Tierärztin stellte die
Diagnose Diabetes. Es galt nun, Insulin zu spritzen. Na Bravo,
dachte ich bei dem Gedanken, jedesmal einen Kampf auszustehen,
und dies am Morgen und auch am Abend! Ehrlich gesagt, gab ich
uns Beiden keine Chance. Aber es war wie ein Wunder, als ob
Fridolin merkte, dass es um sein Wohl und schlussendlich auch
um sein Leben ging, war es, als ob er vor dem Fressen noch auf
die Spritze warten würde und nicht einmal hatte ich grösseren
Stress mit der Injektion. Leider entwickelte er immer wieder
nach kürzerer Zeit eine Immunität gegen das Insulin
und mit der Zeit bekam er Störungen beim Laufen und vor
allem beim Hochspringen fiel er manchmal wie ein Stein nach
hinten. Die letzen Wochen sass er nur noch auf dem Stuhl vor
der Gartenbalkontüre und merkte nicht einmal mehr, wenn
es regnete. Auch war es teilweise eisig kalt draussen und Fridolin
wollte draussen bleiben. Als ob er eine innere Hitze gehabt
hätte. So war nun die Zeit gekommen, um in Liebe und Würde
Abschied zu nehmen. Es tat und tut immer noch weh! Er war ein
sehr eigener, aber trotzdem auf seine Art sehr liebenswürdiger
Kater. Ich habe ihn auch sehr bewundert, wie er seinen Weg gegangen
ist und sich selber bis zum Schluss treu geblieben ist.
Als ich seine ehemalige Besitzerin über seinen Tod benachrichtigte,
kam sie wenige Tage später zu mir, mit einem riesigen,
wunderschönen Blumenstrauss, bedankte sich für all
die Liebe, die ich ihm gegeben hätte und drückte mir
einen Umschlag in die Hand für die Arztrechnungen und als
Dankeschön. Aber ich konnte das Geld nicht annehmen. Darum
nicht, weil ich mein Herz doch schon lange an diesen kleinen
Tyrannen verloren hatte und er schon lange mein Kater und nicht
mehr ihrer war. Deswegen möchte ich, dass dies Geld anderen
Tieren zugute kommt als Andenken an einen grossartigen Kater
mit namens Fridolin, der trotz seinen Schwierigkeiten soviel
Liebe gegeben hat!
Danke auch an all Ihre Helfer, für die Unterstützung
und Liebe, die sie den Tieren schenken, und ich hoffe, dass
auch ich einmal die Gelegenheit haben werde, tatkräftig
mitzuhelfen.
Fridolins Fraule
|