Larios von Colmar
c/o
Familie
W. Sch.
Datum: 04.10.2009
Larios : Neuanfang in Hinterzarten
Liebe Familie Sch.,
nach fast 18 Monaten unverdienter Gefangenschaft
freue ich mich auf einen Neuanfang- auch wenn ich im engeren
Sinne davon noch gar nichts weis!
Meine - Kraft souveräner Willkür
selbsternannten Paten - erlauben sich auf diesem Wege einige
Erfahrungen kundzutun, die sie mit mir in den letzten Wochen
und Monaten gesammelt haben:
Ich liebe Katzen - egal ob geschmort oder
roh. Allerdings kriege ich sie nicht, die verdammten Biester
und die Gassigänger waren bei meinen Jagdversuchen wahrlich
keine Hilfe!
Mit anderen Hunden verhält es sich
etwas differenzierter: im S.P.A. Colmar gebe ich sowohl meinen
Zellennachbarn als auch Boston (er sitzt im Zwinger gleich
links, wenn man hineinkommt) kräftig Bescheid, wenn ich
zum Spaziergang geholt werde.
Draußen ist es weniger schlimm, wenn
die Entfernung stimmt. Ab etwa 10 Metern Abstand sind andere
Hunde weniger interessant; jedenfalls habe ich nicht den Drang
gleich auf sie losgehen zu müssen. Meine Paten denken,
dass sich die Lage noch bessert, wenn ich in ein anderes Umfeld
gelange, in dem es nicht ganz so intensiv nach Hunden riecht
- und vor allem nicht so viele.
Ernährungstechnisch ich mich derzeit
zwangsläufig überwiegend von Trockenfutter, auch
wenn meine Enzyme von Haus aus Fleisch wesentlich besser verdauen
können als dieses Getreidezeug. Rohes Fleisch oder Knochen
kenne ich nicht, aber abgekochte Kalbsfüße (45
Minuten im Sicomat) - und insbesondere das daraus gewonnenen
Gallert - nehme ich gerne. Dies ist gut gegen meine beginnende
Arthrose und schmeckt obendrein noch gut und die Knochen bedeuten
Training für die Kauleiste.
Zu Beginn des Spaziergangs am vergangenen
Samstag, 22.08.09 tat ich mich etwas schwer - kein Wunder,
da ich in den letzten 14 Tagen sehr wenig Bewegung bekommen
hatte. Beim Einsteigen in das Auto benötige ich etwas
Hilfe an der Hinterhand (vielleicht könnt Ihr mir ja
eine Einstiegshilfe besorgen - gibt es im Fressnapf). Ansonsten
fahre ich gern Auto.
Nach einer Einlaufphase von 5 oder 10 Minuten
ging es dann flüssiger. Trotz der Außentemperaturen
von 34 Grad waren wir 1:30 Stunden unterwegs. Am besten haben
mir dabei die Pausen an einem kleinen Bachlauf gefallen. Ich
liebe Wasser, steige aber nur dort hinein, wo ich auch ohne
fremde Hilfe wieder herauskomme. Allerdings: mit Schwimmen
ist nich`! Lieber lasse ich das Stöckchen sausen, als
dass ich in zu tiefes Wasser gehe. Auf diese Art und Weise
gingen einige Stöckchen verloren, so dass die Paten das
Spiel aufgeben wollten. Ich zeigte ihnen, dass ich noch lange
nicht fertig war, indem ich Steine ins Maul nahm und transportierte.
- Also suchten sie in einiger Entfernung neues Holz und das
Spiel ging weiter.
Bietet man mir beim Bringen des Stockes
etwas Brauchbares an - z. B. Putenstücke gemäß
beigefügter Anlage - dann tausche ich gerne. Andernfalls
mache ich mir einen Spaß daraus mit dem Holz im Maul
um die Paten herum zu scharwenzeln, es aber nicht raus zu
geben!
Zu Beginn der Patenschaft blieb ich - so
etwa während der ersten drei Besuche im Wochenabstand
- an der Leine. Nach vier Wochen hatten die Paten das Gefühl,
dass
ich sie von anderen Gassigängern unterscheiden
konnte. Auf freiem Feld lief ich sodann an einer kleinen Schleppleine
von nur 5 Metern.
Alsbald ging es - in einiger Entfernung
vom Heim - ganz ohne Leine. In der Regel laufe ich voraus,
selten mehr als 10 Meter. Vom Weglaufen halte ich gar nichts
- wohin denn auch!
Da ich nicht blöd bin, habe ich meine
selbsternannten Paten im Laufe der Wochen ganz gut erzogen:
sie rufen meinen Namen und strecken einen Arm in die Höhe;
wenn ich dann antrabe, dann senkt sich der Arm und ein Stück
Hundewurst oder Putenbrust erwartet mich.
Für meinen Exodus wurde mir ein Fresspaket
gerichtet: soweit sich die Sachen nicht von selbst erklären
ist manches vielleicht erläuterungsbedürftig:
Braunhirse - 1 Esslöffel täglich
ins Futter
Die ist gut für Haut, Haare, Knochen (mein Vorgänger
hat das Zeug abgelehnt, statt seiner hat meine Patin es sich
angewöhnt und schwört seitdem darauf)!
Thunfisch "mit ohne" Wasser
1 x wöchentlich für die Schilddrüse - schmeckt
ohne Diskussion
Eigelb und - nicht dabei -
1 x wöchentlich für das Fell bzw. ab und zu eine
Prise ins Futter zur Produktion der Magensäure!
Vermiculite
Nach Auskunft des Tierheilpraktikers Fuchs (FR- Zähringerstr.)
bestes Mittel gegen die Arthrose. Kur: über 6 Monate,
dann Pause;
Tipp: andere Leute sollen mich beobachten,
die mich nicht täglich sehen und daher Veränderungen
eher registrieren.
Schüssler-Salze
Mit dem Glauben an irgendwelche Wunderwirkungen habe ich es
nicht so: entweder funktioniert ein Medikament oder eben nicht.
Bei meinem Vorgänger im Amt war das genauso. Mein Pate
war ebenfalls äußerst skeptisch, musste aber einräumen,
dass das
Salz bei einem Prostataproblem (vom Hund - nicht vom Paten!!)
besser und ohne Nebenwirkungen funktionierte als die teure
Hormonspritze vom Tierarzt.
Schokolade
Die ist nicht für mich, sondern als Nervennahrung für
Euch gedacht (Haben die heute ihren Großzügigen
oder was?!)
Mit wedelnden Grüßen
Euer Larios -
- nach Diktat geschrieben
Anlage(n): im Fresskorb
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