Wären Chaddocks Ohren nicht, könnte
man fast fachsimpeln, ob reinrassig oder Mix,
so aber ist es eindeutig, der junge Rüde
mit den strahlend weißen Zähnen
ist ein Husky-Mischling. Als Fundhund ist
er vor einigen Wochen in ein elsässisches
Tierheim gebracht worden, schon damals war
er sehr mager, leider hat sich sein Zustand
nicht verbessert. Mittlerweile ist Chaddock
derart rappeldürr, dass sein Kopf schon
überdimensional groß wirkt und
sämtliche Rippen und die Beckenknochen
herausragen. Der auf zwei bis drei Jahre geschätzte
Rüde steht im Tierheim sehr unter Streß
und kommt mit der mangelnden Bewegung und
der Enge der Box gar nicht zu Recht. Ob dies
die alleinige Ursache für seinen mittlerweile
besorgniserregenden Zustand ist, kann nicht
definitiv gesagt werden, dem Tierheim fehlen
die finanziellen Mittel um Hunde wie Chaddock
genauer untersuchen zu lassen. Den Gassigängern
ist ein heller, weicher und nicht durchgeformter
Stuhlgang aufgefallen sowie vermehrtes Trinken,
beides könnte auf eine Unterfunktion
der Bauchspeicheldrüse hindeuten, was
bei Nordischen mitunter vorkommt und mit Enzym-Tabletten
in der Regel gut behandelbar ist.
Käme Chaddock regelmäßig
aus seiner Box, dann wäre er wohl stubenrein,
denn wenn er rauskommt, dann läuft
er erst einmal aus allen Körperöffnungen
aus. Ist das erledigt, dann will das temperamentvolle
Energiebündel nur eins: sich bewegen,
etwas erleben, Hund sein. Und hier merkt
man deutlich, dass Chaddock mit sehr viel
Bezug zu Menschen aufgewachsen sein muss,
selbst so energiegeladen befolgt er die
ihm bekannten Kommandos, manchmal zwar erst
auf die etwas lautere Wiederholung, aber
für einen Nordischen recht zuverlässig
und schnell. Seine Gassigängerin wirft
ihm Leckerchen, die er dann im hohen Gras
suchen muss - ein Spiel, das er offensichtlich
schon lange kennt, kein Wurf ist so weit,
dass Chaddock das Lecker nicht aufstöbern
würde. Und ist es tatsächlich
einmal schwerer, weil zwei oder drei Lecker
auf einmal flogen und an verschiedenen Punkten
landeten, dann sucht er ausdauernd und ohne
motiviert werden zu müssen. Fliegen
keine Lecker mehr, dann sucht er nach Mäuschen
oder schnappt spielerisch nach langen Grashalmen
- ein Powerhund, der vermutlich auch mit
Spielzeug etwas anzufangen wüsste.
Chaddock ist mit Hündinnen verträglich,
sogar weniger ungestüm als man vermuten
möchte, sein Verhalten gegenüber
Rüden ist nicht wirklich bekannt. Mit
seinem direkten, etwas größeren
Boxen-Nachbarn ist er jedoch einmal "
ordentlich zusammengerückt" als
sich die Chance ergab. Als Nordischer sollte
er besser nicht zu Katzen oder Kleintieren
vermittelt werden, wie er im Umgang mit
Kindern wäre, ist leider auch unbekannt.
Da Chaddock allerdings sehr auf äußeren
Stress reagiert, hektisch wird, in die Leine
steigt, bellt, Menschen anspringt und in
diesen Stress-Situationen (Zurückbringen
in die Box vor allem) auch schon um sich
geschnappt hat, ist eine Vermittlung zu
Kindern unterhalb des Teenageralters nicht
ratsam.
Chaddock braucht dringend einen Ort, an
dem er zur Ruhe kommen kann, wo er Bezugspersonen
findet, die in unklaren Situationen nicht
mit ihm nervös werden und aufdrehen,
sondern ruhig und bestimmt ansagen, wo es
lang geht. Wobei diese Menschen eine gewisse
Sportlichkeit und Kraft mitbringen sollten,
denn Chaddock ist trotz seiner Magerkeit
ein kräftiges Kerlchen, dem es manchmal
nicht schnell genug gehen kann. Chaddock
ist übrigens auch ein großer
Schmuser, so zwischendrin oder danach, Bewegung
hat natürlich (noch) Vorrang.
In der momentanen Situationen würde
Chaddock auch ein Tierheimplatz, wo nicht
durchs Gitter durch schon der Nachbarshund
zu sehen ist und mehr Auslaufmöglichkeiten
vorhanden sind als die wenigen Gassigänge
pro Woche im Elsass, helfen. Ein Pflege-
oder Endplatz wäre natürlich deutlich
besser, aber da braucht es fast ein kleines
Wunder, oder?
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