Dieser glücklich in der Sonne dösende Hund ist Titou,
der bis vor kurzem im Tierheimzwinger in Colmar saß und
wegen seines hohen Alters als unvermittelbar galt. Nun lebt
er in einer Pflegestelle im fränkischen Winkelhaid und
wird ganz sicher von seiner Pflegemama nur in beste Hände
vermittelt.
Oder Charlie Lindner: Ihr erinnert Euch sicher alle an das Bild
von Charlie
vor "seiner" Kirschtorte. Der Anblick so glücklich
vermittelter Hunde lässt unser Tierschützerherz höher
schlagen - wer kennt das nicht?
Doch der Weg dahin ist nicht immer einfach. Besonders für
die Hunde, die im bisherigen Leben nicht viel Gutes hatten,
bemühen wir uns über alle Maßen optimale Endplätze
zu finden - und dabei vergisst man manchmal vielleicht die Menschen...
Wie bei der Vermittlung von Hercule...
Vom Erfolg verwöhnt, hatte ich bereits die nächste
rührende Fotostory vor Augen.
Ihr wisst alle, wie lange man gehofft hatte, für Hercule
ein passendes Zuhause zu finden. Vergeblich!
Nach sechs langen Jahren bot sich dann die große Chance,
als die Tierhilfe
Franken sich bereit erklärte, einen ihrer Pflegeplätze
für Hercule bereit zu stellen. Der Pflegeplatz bei Herrn
Neumüller (Fotostory
Hercule) war ein riesen Glück und alle konnten
aufatmen - Hercule war erst mal "unter". Es war verwunderlich
genug, dass nach all den Jahren im Tierheim innerhalb von zwei
Tagen die ersten Interessenten für den Hund vor Herrn Neumüllers
Tür standen. Dass sie das Gegenteil von dem waren, was
wir uns für Hercule erhofft hatten, wusste ich da noch
nicht. Hercule sollte in ein ruhiges Zuhause, möglichst
ohne Kinder und andere Tiere...Bei der Vorkontrolle, die jeder
seriöse Tierschutzverein vornimmt, wenn irgend möglich,
stellte sich dann heraus, dass die Familie aus Pferden, Hühnern,
Laufenten, Schweinen, Hasen, einer Katze, einer Hündin,
fünf kleinen Kindern und zwei Erwachsenen besteht. Herr
Neumüller und ich waren höchst skeptisch und um nur
ja keinen Fehler zu machen wurde der Herr des Hauses auf Herz
und Nieren geprüft. Man stellte Fragen, die der Anstand
sonst verböte, einem fremden Menschen zu stellen, hegte
unverblümt Misstrauen und gab den Interessenten das Gefühl,
mitnichten in der Lage zu sein, für "unseren"
Hercule gebührend zu sorgen.
Hercule hingegen fühlte sich recht wohl auf dem Anwesen.
Er beäugte die Tiere interessiert, schloss respektvoll
Freundschaft mit Emma, der Hündin und zeigte sich den Kindern
und dem Vater gegenüber sehr zutraulich. Als er nach einer
Weile einen Ball entdeckte, wirkte sein Glück eigentlich
perfekt. Aber wir Tierschützer konnten unsere Zweifel nicht
überwinden. Nach langem Hin und Her mit einem nach wie
vor fest entschlossenen Hausherrn, ließen wir (eher halbherzig)
den Hund dann dort.
Auf der Fahrt nach Hause trauerte ich bereits um die schöne
Fotostory, die man hätte machen können, hätte
man nur auf den "richtigen" Platz für Hercule
gewartet. Noch am gleichen Abend konnte ich mir einen Kontrollanruf
nicht verkneifen, der von Hercules neuer Familie geduldig hingenommen
wurde. Es gehe ihm gut, er sei recht entspannt - doch stimmte
das auch...?
Eine schlaflose Nacht, in der ich mir alle möglichen Schreckensszenarien
vor Augen hielt folgte. Am nächsten Tag endlose Telefonate
mit anderen Tierschützern, die schon länger in der
Vermittlung tätig sind und deshalb wohl auch wieder mehr
ihrem Bauchgefühl vertrauen, als dem "Regelwerk"
des Tierschutzes. Warum konnte es nur nicht immer so einfach
laufen, wie bei Charlie Lindner???
Dann fragte ich mich, wo das Vertrauen, das ich bisher in meine
Mitmenschen gehabt hatte geblieben war. Verliert man es peu
a peu durch die nie enden wollenden Berichte über Menschen,
die Tiere schlecht behandeln?
Wie auch immer,
Liebe Familie Hanne: Nachdem wir nun heute bei Ihnen
waren und nochmal sehen konnten, dass unser Hund ein kleines
Paradies gefunden hat, möchte ich Sie bitten, uns Tierschützern
das Misstrauen und den Kontrollzwang nachzusehen. Die Angst
um diese Tiere vernebelt manchmal den Blick für das, was
andere Menschen bereit sind für Tiere zu tun. Sie nehmen
einen Hund wie Hercule ohne Wenn und Aber in Ihre Familie auf,
vertrauen ihm, was Ihre Kinder betrifft und er hat auf Ihrem
Hof ein spannendes und abwechslungsreiches Leben nach all den
langweiligen Jahren im Tierheimzwinger. Danke!
Ich hoffe sehr, dass Sie am Ende auf viele gemeinsame glückliche
Jahre mit Hercule zurückblicken werden und er einen dieser
schönen Abdrücke in Ihrer Seele hinterlassen
wird, um die alle Menschen, die ein geliebtes Tier hatten wissen.
Ich für meinen Teil habe mir vorgenommen, bei all den Bemühungen
um die Tiere, künftig die Menschen nicht zu vergessen.
Schließlich ist die gewissenhafte Entscheidung für
ein Tier und die Liebe zu ihm doch das allerwichtigste - letztendlich
sogar viel wichtiger, als Haus, Garten und Zaun...
Zum Schluss noch ein paar Fotos. Ihr könnt Euch selbst
ein Bild machen von Hercules neuem Leben als Großfamilienmitglied,
in dem er sich recht gut macht (ich glaube, er möchte auf
seine alten Tage ein recht anständiger Landwirt werden
;-))
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