Hallo Michaela, wollte mich einfach wieder mal melden und dir kurz von bovi berichten. Bovi ist mitlerweile richtig alt geworden, seine hinterhand lässt merklich nach, ein kraftakt ist es ihm hochzuhelfen, zum glück habe ich von anfang immerwieder mit berührungen trainiert, so lässt er jetzt zu, das wir ihm helfen. Natürlich mussten wir immer wieder mal, einige schnapper einstecken, wobei ralph mehr als ich aber janu, charakter hund, das liebe ich ja an ihm und nur so lernten wir uns kennen ;-)
Mittlerweile ist er ein ganz lieber alter kerli und lässt sich gerne helfen. Nachdem sein gesundheitscheck hervorragend ausfiel und er geistig voll fit ist , aber mein rücken nicht mehr mitmachte, habe ich ihn in einer tragehilfe und wir entschlossen uns ihm einen rollwagen zu besorgen und ich bin mit ihm kräftig am üben, wenn er doch manchmal nur nicht so stur wäre, wäre vieles einfacher.... Wir machen uns nichts vor, doch versuchen wir ihm noch die restliche zeit die er noch hat, gutes zu tun.
Oktober 2013:
Wiedersehen mit Bonvio seinem Rudel und natürlich mit Tanja und Ralf beim Tag der offenen Tür in Colmar.
Dezember 2011:
Bovi ist jetzt seit über zwei Wochen bei uns und ich möchte Euch von ihm berichten.
Wir wollten eigendlich in Colmar nur mit den Hunden gassi gehen, aber nachdem wir die armen im Stich gelassenen Hunde alle besichtigt hatten, habe ich so aus dem Bauchgefühl heraus zu meinem Mann gesagt: "Lass uns mal mit dem ängstlichen in der Ecke verkrochenen Neufundläner einen Versuch starten, mal sehen, wie er sich mit unserer Kira ( Beauceron Hündin ) versteht. Kaum waren wir vom Gelände, hatte er uns auch schon um den Finger gewickelt. Wir hatten in keinster Weise vor, wieder einen zweiten Hund zu halten. Schon gar nicht solch einen Riesen.
Bei unserem Spaziergang, beobachtete ich Bovi sehr genau. Er trottete einfach neben uns her, sein Fell war in einem katastrophalen Zustand. Es war ein Wunder, dass er überhaupt mit seinen Verfilzungen laufen konnte. Wenn andere Hunde kamen machte er einen grossen Bogen um sie. Unserer Kira war Bovi Anfangs unheimlich, aber sie gingen nach einer Weile doch gemächlich nebeneinander her. Ja, und so war es auch um meinen Mann geschehen. Das sah ich an seinem Grinsen. Ich hätte weinen können bei dem Gedanken, dass Bovi wieder zurück muss und keiner wollte dem anderem eingestehen was eigentlich schon klar war. Wir wussten: Bovi geht nicht mehr oft zurück in seinen Käfig im Tierheim.
Die ersten Tage waren für Bovi ungewohnt. Er wusste nicht was los war. Ich hatte das Gefühl, dass er schon resigniert hatte und sich seinem Schicksal fügte.
Er wollte sich nur angeleint bewegen lassen, lag die meiste Zeit auf der Terrasse, fressen wollte er auch nicht richtig und er knurrte mich manchmal an. Ab dem dritten Tage kam er auch immer mal ins Haus, fras besser und die täglichen Spaziergänge genoss er langsam sichtlich. Doch wenn wir uns dem Auto näherten, bekam er Stress und wollte nur noch so schnell wie möglich in das Auto. Es kam mir vor, als ob er dachte ich würde ihn zurücklassen. Fünf Tage nach dem Bovi bei uns war, wurde er kastriert und in der Narkose geschoren. Der Tierarzt hatte uns gesagt, dass sie über zwei Stunden am scheren waren und dass si so etwas noch nie gesehen hatten. Die Haut konnte überhaupt nicht atmen, dementsprechend sah sie aus. Am Abend, als der Bub wieder zuhause war, ging es ihm nicht gut, Ich wollte ihn stützen als er mir fast zusammengebrochen war und er hat mich dabei gebissen. Was soll ich sagen, eine Freude hatte ich nicht und mein Vertrauen zu ihm ist ein wenig gesunken, doch übel nehmen kann ich es ihm nicht, denn es ging ihm nicht gut. Die ganze Situation war irgendwie verständlich. Mittlerweilen hat er sich vom ganzen Stress gut erholt und ist uns gegenüber zutraulicher geworden, möchte kuscheln, drückt sich mit seinen 60 Kilo an uns, fordert für 2 sec. unsere Kira zum spielen auf und wenn sie dann loslegen will, hört er sofort auf. Anscheinend kennt er es nicht. Wenn ich ihn zum spielen auffordere, wird sein Körper sofort steif. Auch auf Berührungen reagierte er mit totaler Anspannung. Manchmal zeigt Bovi eine Seite an sich, die uns das Herz zerreisst. Wenn ihn was ängstigt drückt er sich in eine Ecke, zittert am ganzen Leib und sucht manchmal unseren Schutz. Jetzt, nach über 2 Wochen, geniesst er seine Spaziergänge immer mehr und erkundet die Welt. Er wird jeden Tag fiter und möchte die Spaziergänge ausdehnen. Anleinen muss ich ihn nicht, denn er bleibt immer in meiner Nähe. Zuhause, wenn er sich ausruht, streichle ich ihn am ganzen Körper damit er endlich merkt ich will ihm nichts Böses. Ans Bürsten gewöhne ich ihn auch langsam. Jeden Tag macht er Fortschritte. Manchmal wedelt er, sein Blick wirkt entspannter, auch seine Körperhaltung wird lockerer. Mittlerweile bekommt er von mir einen dicken Schmatzer auf den Kopf und das geniesst er sehr. Bemerkt haben wir, dass irgendwas mit seinen Vorderbeinen nicht stimmt. Wahrscheinlich von seiner katzenartigen Liegetechnik. Er winkelt sie beim liegen an und er leckt und pflegt sich wie die Katzen am ganzen Körper. Das habe ich bei einem Hund noch nie gesehen. Vermutlich waren Katzen sein einziger Umgang. Er liebt unsere vier Katzen und könnte sie den ganzen Tag putzen. Mit unseren Gänsen hat er auch keine Probleme. Vor dem Frettchen hatte er am Anfang etwas Angst. Bei Pferden und Wild zeigt er keinerlei Interesse. Misthaufen liebt er und buddelt sich am liebsten ein. Mit unseren Hündin, naja Liebe auf den ersten Blick war es nicht, aber sie werden langsam warm. Bei den Spaziergänge drücken sie sich manchmal aneinander. Bovi schaut immer wo sie ist. Das ist doch ein Anfang! Zuhause passt er auf, macht seinen Rundgang ums Haus und schaut nach dem Rechten. Er schmatzt, er schnarrcht dass sich die Balken biegen, er drohlt sich und macht Wohllaute, die zum kichern sind. Ich würde sagen er ist ein stolzer, intelligenter Kerl, manchmal etwas stur. Da er schon ein gewisses Alter hat, wird es sicher einige Zeit brauchen bis wir ein eingeschweistes Team sind. Ich habe keine Ahnung ,was dem armen Bovi alles wiederfahren ist und ich möchte es auch nicht wissen!!! Warum kann man Tieren so etwas antun??? Auch unsere Kira war so ein misshandelter Hund aus dem Tierheim, die niemand haben wollte, und die sich immer in eine Ecke verkroch sobald sie einen Menschen sah. Heute, nach acht Jahren, ist sie eine liebenswürdige Diva. Ich freue mich auf den Tag, wo ich mich auf Bovi stürzen kann und er es zulässt, dass ich ihn von vorne bis hinten durchknudeln kann. Wenn er uns im sitzen anschaut schmunzeln wir immer, denn er sieht aus wie der grosse Preis-Hund vom Loriot.
Ich kann nur jedem empfehlen ein Tier aus dem Tierheim zu holen, denn, wenn das Vertrauen da ist, hat man keinen besseren Freund. Man braucht einfach nur Geduld. Ich melde mich wieder.
Anbei möchte ich mich bei den ehrenamtlichen Helfern Michaela und Volker herzlichst Bedanken. Ohne ihre Hilfe hätten wir Bovi nicht so schnell bei uns ein neues Zuhause geben können.
Ich denke jeden Tag an die anderen armen Geschöpfe die noch kein Zuhause gefunden haben und verängstigt und verwirrt in ihren kalten Käfigen sitzen..
Bald werden wir wieder nach Colmar fahren um mit so einem armen Geschöpf gassi zu gehen ....
Eure Tanja und der Rest der Familie