August 2014
Liebe Frau Deon
Bitte entschuldigen Sie meine späte Antwort. Ja ich arbeite nun wieder und der Alltag hat uns wieder, leider habe ich immer noch keine Idee wie man ohne Arbeit zu Geld kommt ;-). Aber uns dreien geht es soweit ganz gut. Wir lernen täglich voneinander, Tayro von uns und wir aber auch von Tayro. Inzwischen habe ich zum Beispiel auch gelernt, dass es tatsächlich Hunde gibt, die sich in grauslig, stinkenden Dingen wälzen oder sie sogar fressen! Da waren wir wohl vorher richtig verwöhnt, aber nun gut, wir passen auf wie ein Häftlimacher und das Fressen unterwegs hat sich gebessert. Das sich in stinkende Drecke zu schmeissen (das geht tatsächlich so schnell, dass man dem nicht mehr wälzen sagen kann) hat er bisher dreimal geschafft. Danach wird er halt zuhause in Tomatenpüree eingelegt und wieder ausgewaschen, der Lerneffekt ist jetzt für ihn nicht sooo nachhaltig, weil er Tomatenpüree tatsächlich mag ;-)
Zuhause ist er sehr ausgeglichen und geniesst den endlich richtig eingezäunten Garten. Auch hier hat er angefangen mit uns zu spielen, am liebsten mag er seine Bälle, die er in verschiedenen Grössen irgendwo im Garten rumliegen hat. Auf dem Spaziergang ist er nun praktisch die ganze Zeit im Freilauf, Hasen, Rehe, Füchse interessieren ihn nicht. Kühe und Katzen mag er gerne kucken, weil der schlaue Kerl gemerkt hat, dass er fürs weg- und dafür mich anschauen ein Guetzli bekommt Bei Hundebegegnungen unterwegs höre ich auf mein Gefühl, kommen Hunde fixierend, schleichend oder in vollem Tempo auf uns zu, nehme ich Tayro an die Leine und schirme ihn wo nötig auch vor dem anderen Hund ab. Inzwischen weiss ich zwar, dass er mit Hunden im Allgemeinen durch das tägliche Rudel absolut keine Problem hat, aber ich möchte immer noch selber entscheiden, welche Kontakte er unterwegs knüpfen darf. Vielleicht auch, weil ich gerade weiss, dass er genügend sozialen Ausgleich erhält. Leider sind die Hundehalter manchmal gar grantig, wenn ich ihre Hunde zu Abstand zwinge, aber damit kann ich gut leben. Tayro ist es eh einerlei, findet Hunde zwar irgendwie gut, aber es ist irgendwie auch völlig okay ohne Kontakt zu kreuzen. Dasselbe mit Menschen, ihm unbekannte Leute kann er komplett ausblenden. Er merkt sich jedoch genau, wer wie zu ihm war und bei wem er sich wie verhalten kann.
Ein wirklich schlaues Kerlchen, der einem immer wieder überrascht und zum Schmunzeln bringt. Wir möchten ihn nicht mehr missen und er uns glaube ich auch nicht ;-)
Anbei noch zwei Fotos aus der Tagesbetreuung, sieht er nicht zufrieden aus? Habe mir fest vorgenommen, auch zuhause wieder ein paar Fotos zu machen, welche ich Ihnen dann schicken kann!
Ich wünsche Ihnen und Ihrer zwei- und vierbeinigen Familie weiterhin eine gute Zeit und ein fabelhaftes Wochenende!
Sonnige Grüsse M.S
Mai 2014
Liebe Frau Deon
Nun endlich ein Bericht und ein paar Fotos von Hyron, welcher nun auf den Namen Tayro hört.
Die anfänglichen Schwierigkeiten haben wir in den Griff bekommen und wir wissen nun wie wir mit Tayro umgehen müssen. Es hat sich bestätigt, dass wohl einiges in seinem bisherigen Leben schief gelaufen ist. Mit Druck kann er gar nicht umgehen, je nach Situation geht er dann sofort in den Angriff. Diverse Personen, welche über eine langjährige und fundierte kynologische Ausbildung verfügen und auch mich seit Jahren kennen, haben ihn als dominant unsicher beschrieben, welcher in den falschen Händen sehr schnell ein grosses Problem in der heutigen Gesellschaft darstellen könnte. Tayro sei ein Hund, den man mit dem Kopf und nicht mit dem Bauchgefühl führen und ihm klare Grenzen und Aufgaben geben muss. Das passt ja somit sehr gut bei uns, da ich ein absoluter Kopfmensch bin :-).
Nach zwei Wochen an der 2-Meter-Leine, einer Woche mehrheitlich an der Schleppleine und mit kurzen Freilaufsequenzen, läuft er seit letzter Woche nun bereits mehrheitlich frei mit kurzen Abschnitten an der Schleppleine. Im Quartier und an Strassen etc. selbstverständlich weiterhin an der kurzen Leine. Er geniesst den Freilauf sehr und saust manchmal durch die Gegend, man hat das Gefühl seine Hinterbeine überholen schon bald seine Vorderbeine :-). Im Haus ist er ruhig und hat Manieren gelernt, so wird zum Beispiel nichts mehr vom Frühstückstisch geklaut und er geht schon selber auf seine Decke, wenn er merkt, dass wir essen wollen. Er lernt sehr schnell, die Basis von Sitz, Platz, Steh, Fuss, Links, Rechts, hat er in Nullkommanichts kapiert und ist mit Eifer dabei (ausser es regnet, das findet er nämlich absolut doof). Das erleichtert es uns auch, ihn aus dem erlernte Verhalten um einer Situation aus dem Weg zu gehen (Sitzen, Hinlegen, sich auf den Rücken drehen, Leinebeissen, etc.), herausholen zu können.
Leider gab es einen Rückschlag bei der Tagesbetreuung. Wie er den Druck von den Menschen nicht gut aushalten kann, so kann er es auch nicht bei Hunden. Solange sie ihn in Ruhe lassen ist alles okay, kommt ihm aber einer zu nah und will sogar noch an ihm schnuppern und bedrängt ihn, geht er auch hier in den Angriff. Darum hat mir die Tagesbetreuung eine Absage erteilt, da sie die Hunde nicht den ganzen Tag unter Beobachtung hat. Wir haben nun aber einen neuen Platz gefunden, wo er ab Juni hin darf. Dort wird er nicht einfach nur tagsüber gehütet, es wird Mithilfe eines Rudels in einem geschützten Rahmens an seinen Problemen gearbeitet. Anscheinend hat Tayro nie gelernt, mit Hunden zu kommunizieren. Faszinierend war zu sehen, wie er auf eine Annäherung der Hündin der Inhaberin von unserer Hundeschule mit einem welpenhaften Jammern bei uns um Rat suchte (was will die? was soll ich tun?). Ich habe ein gutes Gefühl, dass ihm (und auch uns) diese Betreuung gut tun wird.
Insgesamt war dieser Monat, wo Tayro nun bei uns ist, ein Hoch und Tief von Gefühlen, Eindrücken und Erfahrungen. Immer wieder spannend, wie ein Tier einem den Spiegel vorhält und uns somit auch zwingt, mit uns selber im Reinen zu sein.
Ich wünsche Ihnen weiterhin eine gute Zeit und werde sie weiter auf dem Laufenden halten.
Sonnige Grüsse M.S.
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