Es geht ganz schnell: Im Getümmel der City erobert
ein niedlicher Welpe das Herz eines Hundefreundes. Die
Polizei – und nicht nur sie – warnt vor Spontankäufen.
Ihr Tipp: Wer einen Hund haben will, der soll ihn aus
dem Tierheim holen.
Saarbrücken. Er war ja so süß.
Der kleine weiße Hund, ein putziger Spitzmischling,
zog die Blicke selbst im Gedränge in der Bahnhofstraße
auf sich. Eine saarländische Tierschützerin,
die anonym bleiben möchte, sah den Welpen.
Die Frau, die ihn dabei hatte, spürte das Interesse.
„Sie kam aus Polen. Das hat man gemerkt. Und sie
fragte mich, ob ich Interesse an Hunden hätte“,
sagt die Tierschützerin. Die wollte jetzt einfach
wissen, was dahintersteckt. Sie ging mit der Frau durch
die Bahnhofstraße. „Ich sollte ihr zu einem
Mann folgen, der einen Welpen dabei hatte.“ Dem war
nicht so.
Der Mann hatte keinen Hund dabei – aber eine glasklare
Forderung, was das Tier kosten sollte. „Er verlangte
200 Euro für einen Mischlingswelpen. Ich fand das
unverschämt. Er sagte nur, das sei nun mal der Preis.
Als ich nach den Bedingungen fragte, in denen der Welpe
lebte, verstand er plötzlich kein Deutsch mehr.“
'Schmutzige Praktiken'
Für Rolf Borkenhagen, den Vorsitzenden der Tierversuchsgegner
Saar, ist das ein weiterer Beweis für die schmutzigen
Praktiken krimineller Hundehändler in Saarbrücken.
„Das ist ein großes Problem. Sieben bis acht
Anrufe pro Woche bei uns sind die Regel.
Einige kommen von Bürgern, die
von diesen Leuten angesprochen worden sind. Andere Anrufer
haben gesehen, was in der Bahnhofstraße passiert.“
Borkenhagen sieht dort, aber auch am Staden, in der
Kaiserstraße und am Beethovenplatz eine „sehr
strukturierte Organisation“ am Werk. „Da läuft
ein riesiger Handel.
Weibchen als 'Gebärmaschinen'
missbraucht
Am Anfang stehen Hundefabriken in Tschechien, Rumänien
und vor allen Dingen Polen. Dort werden die Weibchen
als Gebärmaschinen missbraucht und ausgelaugt bis
zum qualvollen Ende. Wer die Hintermänner sind,
die das große Geld machen, wissen wir nicht.“
Dafür weiß Borkenhagen genau, was Tierfreunde
tun sollten: „Auch wenn es mich bei diesem Ratschlag
fast zerreißt: Kaufen Sie diese Welpen auf keinen
Fall. Nur wegen solcher Käufe verrecken Tausende
Hunde in Kofferräumen.“
Andere, die bis nach Saarbrücken überleben,
leiden hier Höllenqualen. Augenzeugin Cornelia
Wellhäuser: „Ich sah beim Blick auf die Untere
Berliner Promenade eine Tasche, in der Welpen steckten.
Als einige rauskrabbelten, stopfte sie eine Frau zurück
und klopfte mit der Faust auf die Tasche.“
Wellhäuser sieht dieselben Händler bis heute
am Werk. „Die Leute von damals sitzen definitiv
noch in der Bahnhofstraße.“ Weil die schwer
zu packen seien, rät die Polizei zur Wachsamkeit.
Ein Sprecher des Bezirks Saarbrücken-Stadt: „Rufen
Sie die Polizei, wenn sie einen dubiosen Handel mit
Hunden sehen. Kaufen Sie auf keinen Fall eines der Tiere.
Damit es zu solchen Geschäften kommt, muss erst
mal einer da sein, der bezahlt. Es gibt viele gute Adressen,
um einen Hund zu kaufen – zum Beispiel die Tierheime
–, nutzen Sie sie.“
Hinweise an die Polizei unter Tel. (0681) 9 62 22 33.
Stichwort
Im Bertha-Bruch-Tierheim in Saarbrücken leben derzeit
74 Hunde, darunter auch Welpen. Josephine Mathis, Vorsitzende
des Tierschutzvereins Saarbrücken: „Wir warnen
in unserer Zeitung ,Der Tierfreund’ ausdrücklich
vor dubiosen Hundeverkäufen und raten jedem, der
einen Hund haben möchte, sich von uns beraten zu
lassen. Interessenten sollten einen Termin vereinbaren.
Damit wollen wir unüberlegte Käufe, gerade
in der Weihnachtszeit, verhindern.“ Kontakt: Tel.
(06 81) 5 35 30.
Der Verein Tiere in Not Saar in Völklingen, hat
ebenfalls etliche Hunde zu vermitteln. Sie leben bei
Mitgliedern und brauchen rasch ein Zuhause, damit die
Helfer Platz für neue Notfälle haben. Kontakt:
Monika Ewen, Tel. (06898) 294862.
Quelle: www.saarbruecker-zeitung.de
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