Um
es gleich vorweg zu sagen: Milou geht es gut!
Mit dem Tag, als wir uns für Milou 3 entschieden haben,
wussten alle aus der Familie, dass es nicht einfach sein wird,
künftig mit einem alten und kranken Tier zu leben, dessen
Eigenarten, Bedürfnisse und Verhaltensweisen fremd für
uns sind.
Das wurde uns um so mehr bewusst, als wir Milou die Folgetage
nach dem Tod unserer Hündin Dulcinea erlebten. Bald freute
er sich nur noch verhalten wenn wir mit ihm Gassi gingen, schlief
über viele Stunden hinweg und machte auch sonst eher einen
traurigen Eindruck. Sein krankes Auge schien ihn enorm zu behindern,
denn er kratzte sich ständig daran und schubbelte seinen
Kopf gegen Couch, Tisch, Schrank und an allen feststehenden
Gegenständen. Die gerade erst neu verordnete Augensalbe
vermochte keine Linderung zu schaffen. Zum Überfluss bekam
er erneut blutigen Durchfall, obwohl er mit gutem Appetit Selbstgekochtes
ruckzuck verputzte.
Wir konnten uns Milou`s plötzlichen Wandel nicht erklären;
konnten auch nicht glauben, dass diese Verhaltensänderung
mit dem Tod unserer Hündin einherging, da er sie ja nur
wenige Tage gekannt hatte. So vermuteten wir, dass seine Zurückgezogenheit
vielleicht doch verstärkt mit seinem Auge zu tun` haben
könnte und ließen Milou daher von einem Augenspezialisten
für Tiere untersuchen. Der gab uns gleich zwei andere Augensalben
mit und machte auch eine Blutuntersuchung. Das Blut zeigte deutliche
Entzündungswerte; darüber hinaus u.a. auch Eisenmangel
und nicht zufriedenstellende Schilddrüsen- und Nierenwerte.
Obwohl Milou in den nächsten Tagen mit den verordneten
Augensalben behandelt wurde,
rieb und kratzte er sich ständig weiter; so dass der Augenarzt
uns dazu riet, das Auge entfernen zu lassen. Schweren Herzens
baten wir noch um Bedenkzeit über`s Wochenende.
Am
frühen Samstagmorgen hörten wir Milou, der sonst ausgiebig
stets bis gegen 10.00 Uhr schlief, in der Wohnung herumlaufen
und springen. Freudig wedelte er dabei mit dem Schwanz und zeigte
uns, dass er nach Draußen wollte. Wir freuten uns sehr
über diese
Reaktion, erschraken aber zutiefst, als wir Milou ansahen. Aus
seinem Auge quoll, einem Rinnsal gleich, eine zähe gelbgrüne
Flüssigkeit, durchzogen mit Blut.
Glücklicherweise hatte der Augenarzt Notfalldienst und
so waren wir nur wenig später mit Milou in der Praxis.
Der Arzt stellte fest, dass Milou`s Auge "durchgebrochen"
war und nun der Eiter, der sich wohl schon seit längerer
Zeit hinter dem Auge angesammelt hatte, abfloss.
Er meinte, dass Milou in den vergangenen Tagen enorme Schmerzen
gehabt haben muss.
Er verordnete weiterhin die Augensalbe; eine Operation wurde
bis auf Weiteres zurückgestellt.
Mit diesem Tag - dem 12. Januar 2008 - wurde Milou "ein
anderer" Hund.
Die Vermittlungsbeschreibung:
"Milou ist ein ganz alter Herr, der sich nichts dringender
wünscht, als an einem warmen Ofen bei lieben Menschen
seinen Lebensabend zu verbringen"
trifft nicht -mehr- auf Milou zu; im Gegenteil!
Milou
ist ein aufgeweckter und stets fröhlicher kleiner Kerl
mit viel, viel Freude am Leben. Sobald er morgens die Augen
öffnet, fordert er die Familienmitglieder zum Spielen auf
und kann es nur ungeduldig abwarten, bis es endlich "Gassi"
geht.
Obwohl die Gassistrecken nicht übermäßig lang
sind, sind wir doch täglich recht ausgiebig unterwegs.
Milou erschnüffelt alles, was auf seiner Wegstrecke zu
finden ist. Wir selbst sehen schon jeden Grashalm unseres Umfeldes
mit neuen Erkenntnissen an. Kürzlich erst meinte Herrchen:
Milou muss in seinem jungen Leben wohl ein Trüffelhund
gewesen sein.
Unverstanden fühlt Milou sich, wenn die Hundedamen der
Region seine Leidenschaft ignorieren und sich von ihm abwenden.
Doch was soll`s, wenn an der nächsten Ecke schon `ne Andre
steht.
Obwohl Milou die Begegnungen mit allen Artgenossen schätzt,
musste er erfahren,
dass diese nicht immer seinem Charme erlegen sind. So hat er
es gelernt, sich kurzerhand zurückzuziehen, wenn große
Hunde die Szene beherrschen.
Milou ist ja taub, daher lassen wir ihn nur in autofreien Gegenden
von der Leine. Es stört ihn
aber nicht, wenn er ansonsten seine Welt nur angeleint entdeckt.
Neugierig geht, springt oder tänzelt er seinen Weg - dabei
reckt er seine Wuschelrute wie eine Standarte aufrecht gen`
Himmel.
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Bisher fehlte es Milou an ausreichender Zeit,
seine Wohnung und den Garten vollständig zu
erkunden. Zu sehr war er bislang damit beschäftigt,
vorwiegend die Geschehnisse in der Küche zu
beobachten. Hier entgeht ihm nichts!
Wie zuvor schon erwähnt, hat Milou zunächst
nur Selbstgekochtes akzeptiert. Ausgleichende
Vitamine erhielt er über eine entsprechende
Paste. Da er jetzt aber gut genährt aussieht,
er hat 2 Kilo an Gewicht zugenommen, haben wir
uns vor 3 Tagen getraut, ihn mit seiner Enttäuschung
über "normales Hundfutter aus der Dose"
allein zu lassen.
Fazit: Der Hunger treibt es schließlich
wohl doch hinein.
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In den sechs Wochen, die Milou nun bei uns ist, hat sich für
alle Beteiligten so Manches verändert.; am meisten natürlich
für Milou selbst. Aus dem schläfrigen dürren
Hündchen ist ein lebensfroher lebendiger - für uns
zudem wunderschöner - Hund geworden. Seine Wunden an den
Hinterläufen sind schon seit Wochen verheilt, er wiegt
nunmehr fast 10 kg, er hat ein enorm dichtes Fell bekommen und
macht Alles in Allem einen sehr zufriedenen Eindruck.
Wären da nicht sein abgenutztes Gebiss, einige deformierte
Gelenke und die Sehschwäche auf dem 2. Auge, könnte
man den 16 Jährigen glatt für einen Hundekerl im besten
Alter halten. Scherzhafterweise nennen wir ihn manchmal "Jopi"
(Heesters).
Es scheint unglaublich, aber doch ist es wahr: In der Behandlung
seines kranken Auges hilft Milou tatkräftig mit. Sobald
er merkt, dass Tupfer für die Augenspülung und die
Salbentube parat gelegt werden, begibt er sich auf die Couch,
bewegt sein Auge über den nassen Tupfer vorsichtig hin
und her und leckt anschließend den Tupfer ( unbenutzte
Seite) ab. Ohne Widerstand kann die Augensalbe anschließend
verabreicht werden. Das abschließende Leckerli ist allerdings
ein absolutes Muss!
Selbst der Tierarzt ist erstaunt darüber, dass das recht
große Loch in Milou`s Auge schon wieder zugewachsen ist.
Die Salbe wird er aber bis zu seinem Lebensende benötigen.
Trotz seines Alters ist Milou noch lernfreudig. In kürzester
Zeit haben wir eine gemeinsame "Sprache" durch Blickkontakte
und Handzeichen gefunden. Das war und ist auch für uns
alle eine Herausforderung.
Haben wir anfangs gedacht, Milou ist möglicherweise auch
stumm, so konnten wir erstmalig in der vergangenen Woche erfahren,
dass er doch bellen kann. Mit tiefem Ton hat er den Fahrrad
fahrenden Briefträger erschreckt. Generell scheint er gegen
Fahrräder eine Ablehnung zu haben; ebenso gegen ältere
Männer mit Mütze oder Hut. Treffen wir unterwegs "behütete"
männliche Personen oder Kindergruppen, duckt Milou sich
verängstigt und mag nicht hieran vorbei gehen. Einzelne
Kinder, besonders die im Kindergartenalter, liebt er dagegen
sehr.
Schade, dass wir nichts über das bisherige Leben unseres
neuen Familienmitgliedes wissen. Lebte er in einer Familie?
Ist er mit Kindern aufgewachsen? Ist sein früherer Besitzer
verstorben? Wurde er ins Tierheim abgeschoben? Wie lange war
er dort?
Wir werden es wohl nicht mehr erfahren.
Vor Milou hatten wir drei wunderbare Hunde, mit denen wir viele
Jahre lang - jeweils von Welpenalter an - in Liebe und gegenseitigem
Vertrauen zusammen leben durften. Wir vermissen sie sehr.
Doch mit dem Wissen, dass Milou `s Weg mit uns nicht so lange
andauern wird, hängen wir mit besonderer Zuneigung an dem
Neuen und freuen uns über seine Frohnatur, seine Spielaufforderungen,
sein "Ausrasten", wenn er merkt, dass wir zum Gassigehen
rüsten, über sein Schnarchen auf der Couch, über
seine strategisch gewählte Beobachtungsstelle in der Diele,
über seine Schnüffelbegeisterung, über seine
Freude beim Autofahren, über seine Aufgeschlossenheit uns
gegenüber - kurzum: über sein Leben mit uns.
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